Die Beobachtungen erfolgen durch Nachführen des Objekts und der ständigen
Messung des Kontinuumsignals und dessen Aufzeichnung mit einer konstanten
Abtastrate während einer genügend langen
Beobachtungsdauer. Die Darstellung der Daten in einem
Wasserfalldiagramm von Phasendiagramm
erlaubt es, die Zeiten starker Pulse leichter zu erkennen sowie die zeitliche
Veränderung der Pulsstärke zu verfolgen.
Reduktion der Rohdaten
Nehmen wir als Beispiel einen der ersten Versuche, am 2 nov 2014 um UT 07:49, mit
B0329+54, dem hellsten Pulsar des Nordhimmels:
.
Der mittlere Pegel in den Daten ist nicht gleich Null, und es geschieht oft, dass er sich langsam mit der Zeit ändert, auf Grund der sich änderenden lokalen Störsignale. Deshalb wird mit einem digitalen Hochpassfilter dafür gesorgt, dass der Datenstrom symmetrisch um das Nullniveau bleibt:
Das Hochpassfilter wird durch eine einfache Operation auf dem Datenstrom verwirklicht. Liegt dieser als eine Folge von Paaren (time, value) vor, so wendet man diese Prozedur an (geschrieben wie in BASIC)
average = 0.0
for i=2 to n
h = value(i) - average/tau
average = average + h*(time(i)-time(i-1))
value(i) = h
next
Mit einer gegebenen Zeitkonstante tau entfernt das Filter alle Signalschwankungen
die langsamer als tau sind. Das Filter benötigt allerdings einige Zeit zum
Einschwingen, daher sollte man Ausgangssignale erst nach etwa 10*tau als
gültig ansehen.
Ein erster Blick: FFT
Dazu teilen wir die Periode in eine Anzahl von Bins ein - z.B. nbin. Jedes Bin entspricht einem kleinen Phasenintervall, wobei i=0 die Phase=0 bedautet und i=nbin-1 Phase=1.0:
Hatte man dies mit der korrekten Periode durchgeführt, erscheint der Puls als einzelnes Maximum. Da die beobachtbare Periode durch die Rotation der Erde sowie deren Bahn um die Sonne von der wirklichen Periode des Pulsars abweicht, kann diese für Ort und Zeitpunkt der Beobachtung mit Hilfe des TEMPO Programms berechnet werden.
Falls man die Periode nicht kennt, oder das Unwissen vortäuschen möchte, kann man sie dadurch bestimmen, indem man Phasendiagramme konstruiert für Periodenwerte, die systematisch in einem möglichen Bereich variiert werden. Da ein periodisches Signal in einem guten und rauscharmen Phasendiagramm als Einzelstruktur auftaucht, dient die Niedrigkeit des Rauschens als Maß für die Wahrscheinlichkeit, dass ein periodisches Signal vorliegt.
Im Prinzip kann die wohlbekannte Periode eines Pulsars von den Dopplerverschiebungen korrigiert werden, die durch Erdrotation und -bewegung sowie die Bewegung der Sonne in der Milchstraße verursacht werden. Aber es ist auch recht einfach die Periode durch Versuche oder systematische Suche zu ermitteln, indem man Phasendiagramme konstruiert, und nach demjenigen sucht, das die Struktur am deutlichsten zeigt. Man sucht nach einer möglichst glatten mittleren Kurve mit den kleinstmöglichen Abweichungen. Aber wie weit darf man sich vom 'wahren' Wert entfernen?
Dies kann für einen vollständigen Datensatz nach der Beobachtung gemacht werden, aber es ist auch sehr hilfreich als eine in Echtzeit laufende Darstellung bereits während der Beobachtung. Ist die angenommene Periode sehr nahe des richtigen Werts, so sieht man eine vertikale gerade Linie, da das Pulsmaximum immer zur selben Phase auftritt. Abhängig vonm Unterschied zwischen angenommener und wahrer Periode, bekommt man eine gerade Linie, die aber nach links oder rechts abgleitet. Ändert man die angenommene Periode entsprechend, so kann bei Erreichen der senkrechten Linie die richtige Periode gefunden werden.
Weil die Pulsstärke wegen der Szintillation mit der Zeit variiert, sieht man im Echtzeit-Wasserfall leicht, wann der Pulsar in einer starken Phase ist ...
Der oben gezeigte Wasserfall der 58 min langen Messung vom 2 nov 2014 zeigt, dass in den ersten 40 Minuten die Pulse nur schwach sind und länger sogar völlig im Rauschen verschwanden. Nur in den letzten 10 Minuten war der Puls sehr stark und weit über dem Rauschen. Die gerade Linie wandert nach links. Dies bedeutet, dass die geratene Periode zu groß ist.
Allerdings sieht man auch, dass die Linie der Pulse einen Knick macht. Zuerst ist sie nach rechts geneigt, und neigt sich abrupt nach links. Das kurze Stück im oberen Teil ist ebensfalls nach rechts geneigt. Eine genauere Untersuchung mit anderen Datensätzen zeigt auch dieses Verhalten: die Linie vollführt einen regeläßigen Zickzackkurs, und wechselt etwa alle 15 min zwischen Geradenstücken. Dies stellte sich als ein kleines Problem mit der Triggerung des Cebo Sticks heraus ...
Im Datensatz vom 2 nov 2015 steigt das Signal/Rausch Verhältnis erst nach etwa
40 min an, und reicht bis auf 25. Konstruiert man ein Phasendiagramm
nur aus den Daten der letzten 10 min, erhält man ein besseren Puls als wenn
man die gesamten Daten verwendet (weiter oben gezeigt):
Die Ansprechzeit des Detektors bestimmt das Vermögen des Messsystems, die
Pulsform und eventuelle Feinstrukturen aufzulösen. Daher ist die Messung der
Zeitkonstanten unseres Systems erforderlich. Glücklicherweise wurde am 21 feb 2015
eine Reihe von sehr starken pulsartigen Signalen registriert, die vielleicht
von einem Erdsatelliten stammen könnten. Da die einzelnen Impulse anscheinend
sehr kurze Nadelimpulse sind, kann man sie zur Messung der Zeitkonstanten
heranziehen.
Signal/Rausch Verhältnis
Wegen der starken zeitlichen Variation des Pulsarsigals ist es wünschenwert, eine
quantitative Beurteilung der Signalstärken zu haben. Dies erfolgt in einem Phasendiagramm
durch Messung des Verhältnisses der Maximalhöhe des Pulses und der Standardabweichung
der Fluktuationen des Hintergrunds um den Puls. Geschieht dies immer mit 60 s langen
Datenpaketen, hat man ain einheitliches Maß mit dem man verschiedene Datensätze
vergleichen kann:
Überlegungen zur Beobachtungsplanung
Zeitkonstante
Diese Messungen wurden mit der 'alten' Instrumentierung (HP437B Leistungsmesser) durchgeführt. Da die Pulsbreite bei B0239+54 weniger als 10 Prozent der Periode beträgt, also 70 ms, ist zu erwarten, dass der Puls sicherlich von der Zeitkonstanten des Detektors beeinflusst wird. Jegliche Feinstruktur im Puls wird verschliffen.
Dies Problem wurde durch den Einsatz des schnelleren Sensors E4412A und des EPM441A Leistngsmessers behoben, und ergibt in der Tat einen wesentlich schärfen Puls:
In einem Wasserfall aus Phasendiagrammen mit 600 s langen Datenstücken (zur Verbesserung des Signal/Rausch Verhältnisses) einer 10 Stunden langen Beobachtung vom 26 oct 2015 zeigt, dass der Puls nicht symmetrisch ist, sondern das ein schwacher Nebenpuls folgt. Dieser ist als blauer oder grüner Schwanz rechts vom Hauptpuls zu erkennen:
Wegen der Helligkeitsschwankungen durch die
Szintillation ,
liefert eine längere Messung nicht unbedingt eine solche erwartete Verbesserung,
weil Zeiten mit starken Pulsen gemischt sind mit Zeiten in denen der Pulsar im
Rauschen verschwindet.
Die Detektion eines Pulsar hängt also auch davon ab, ob man das Glück hat,
ihn in einer starken Phase anzutreffen. Es kann daher gut sein, dass eine kürzere
Messzeit durchaus ausreicht, den Pulsar aufzunehmen:
Beobachtungsdauer
In Prinzip sollte man versuchen, soviel Daten wie möglich zu erlangen.
Um das Signal/Rausch Verhältnis zu verdoppeln, muss man viermal soviel
Daten haben. In gleicher Weise erfordert die Detektion oder Messung einer
zweimal schwächeren Quelle eine viermal längere Beobachtungszeit.
Allerdings, wenn wir nur das erste Zehntel der 1.6 Million Daten (oder nur
2.5 min) verwenden, ist der Puls nicht länger auszumachen. Es ist daher nicht nur wichtig,
viele Daten zu haben, sondern auch dass die Beobachtungszeit lang genug ist.
Am 26 apr 2015 wurde eine 30 s lange Messung mit einer Rate von 20 kHz gemacht.
Indem wir die Daten ausdünnen, können wir den Einfluss unterschiedlicher Abtastraten
zeigen:
Wahl der Abtastrate
Eine hohe Abstastrate gibt eine hohe Zeitauflösung, so dass Einzelheiten im Puls
leichter zu erkennen sind. Aber da diese Rate im Allgemeinen kein rationales
Vielfaches der Pulsarperiode ist, ist dies nicht von allzu großer Bedeutung,
denn früher oder später wird jeder Teil der Periode abgetastet. Daher ist
der Hauptvorteil einer hohen Abtastrate, dass sie einfach mehr Datenpunkte
erzeugt. Dies ist zwar gut für das Signal/Rausch Verhältnis, verursacht
aber lange Dateien, die Übertragung und Verarbeitung verlangsamen.
Für den einfachen Nachweis von B0239+54 (Periode 0.7 s und Pulsbreite 50 ms)
reicht eine Abtastrate von mehr als 100 Hz völlig aus, weil der Puls dann durch
mindestens zehn Messpunkte überdeckt wird.
Hier steht man vor der Wahl zwischen guter Zeitauflösung oder gutem Signal/Rausch Verhältnis. Die Entscheidung hängt von der erreichbaren oder möglichen Datenmenge ab, der nötigen Auflösung, und wieviel Rauschen man sich erlauben kann ...
Mit 1000 Bins ist das Rauschen stärker als bei 200 Bins (oben), weil die Signalleistung über mehr Teile vergeteilt wird. | Mit nur 100 Bins werden die Fluktationen des Rauschens stärker geglättet. Trotz des gröberen Phasendiagramms ist der Puls noch gut definiert. Alle etwaigen Feinheiten wären aber ausgeschmiert, aber solche können von der 'alten' Instrumentierung von vorn herein nicht aufgezeichnet werden (Details). |