Planeten
Genauso wie der Mond, geben alle Planeten thermische Radiostrahlung ab, entsprechend
ihrer Oberflächentemperatur. Jedoch ist der Fluss wegen der großen Entfernungen sehr klein:
Ein Körper mit der Temperatur T strahlt mit der Intensität (oder Flächenhelligkeit)
I = 2760 T / λ2
Hat er den Durchmesser D und sieht man ihn aus einer Entfernung d (beides in km),
so hat er den Winkeldurchmesser (in Bogenminuten) 3438 D/d und er füllt den Raumwinkel
Ω = π(D/2)2/d2
so dass der Fluss (in Jansky) beträgt:
F = I Ω = 2760 π T [D/(2λd)]2
Daraus ergeben sich für die einzelnen Objekte folgende Werte
Planet: |
Merkur |
Venus |
Mars |
Jupiter |
Saturn |
Uranus |
Neptun |
Pluto |
|
Durchmesser |
4240 |
10170 |
6750 |
142800 |
120800 |
47200 |
44600 |
3000 |
km |
Entfernung |
0.61..1.39 |
0.28..1.72 |
0.52..2.52 |
4.2..6.2 |
8.5..10.5 |
19.2 |
30 |
39 |
AU |
Ω |
22..4.2 |
660..17 |
59..2.5 |
440..185 |
7....4.6 |
2.1 |
0.77 |
0.008 |
10-10sterad |
Flux (10GHz) |
4.7..0.9 |
152...4 |
5.4..0.2 |
20..9.4 |
2.9..1.9 |
0.065 |
0.018 |
0.0002 |
Jy |
(S+N)/N |
0.001..0.0002 |
0.04..0.001 |
0.001..0.0001 |
0.004..0.002 |
0.0007..0.0005 |
0.000015 |
0.000004 |
0.00000004 |
dB |
(Die Oberflächentemperaturen sind mitunter nur geschätzt)
Die S/N Werte beziehen sich auf unseren 7 m Spiegel auf 10 GHz mit einer
Systemtemperatur von 150 K. Sie zeigen Venus und Jupiter als die besten Kandidaten,
wenn sie sich bei kürzester Entfernung aufhalten.
|
Am 1. Januar 2014 bot sich im Sonnensystem eine besonders günstige Situation:
Jupiter würde am 5.Januar in Opposition zur Sonne stehen, und Venus am
11.Januar in unterer Konjunktion.
|
Venus
|
Die Registrierung vom 25.Januar zeigt die Beobachtungsmethode: Die
10 GHz Antenne wird im Wechsel eine Weile auf der Venus mitgeführt und auf
einer Position daneben, um den Hintergrund von Himmel und Empfangsanlage
zu messen. Dieser Hintergrund steigt im Laufe einer Viertelstunde um
etwa 0.2 dB an, dagegen ist das Venussignal nur 0.03 dB über dem
Hintergrund.
|
|
Mit FFT kann man den langsamen Gang im Hintergrund herausfiltern und
den Mittelwert für das Venussignal ermitteln ...
|
|
Die Einzelmessungen zeigen im Vergleich mit den Vorhersagen eine
gute Übereinstimmung. Leider konnten keine Flusskalibrationen
durchgeführt werden, aber da das 10 GHz System sich als sehr
stabil erwiesen hat, darf man eine Systemtemperatur von
150 K annehmen.
|
|
Vorhergesagter 10 GHz Radiofluß für die nächsten Jahre: Alle 585 Tage
ist uns Venus am nächsten, mit etwa 0.3 AU. Weil sie sich in der
Zwischenzeit bis auf 1.7 AU von uns entfernen kann, schwankt das Signal
über einen großen Bereich, von 10 mal stärker als Jupiter bis nur halb soviel.
|
Jupiter
Die äusseren Schichten des riesigen Gasplaneten Jupiter bestehen aus
Wasserstoff und Helium. Unter den vorherrschenden Drucken und Temperaturen
verhält sich Wasserstoff wie eine Flüssigkeit und ist ein sehr guter
elektrischer Leiter. Durch die schnelle Rotation des Planeten (ca. 10 Stunden)
wird dadurch ein starkes magnetisches Feld erzeugt. Sehr ähnlich wie
ber der Erde, bildet sich eine Magnetosphäre aus, die Jupiter gegen
die geladenen Teilchen des Sonnenwindes abschirmt. Die Vulkane auf dem Mond Io
stossen Gas aus, das vom ultravioletten Sonnenlicht ionisiert wird, einen
Gasring um Jupiter bildet und Plasma bereitstellt, das vom Magnetfeld in
Strahlungsgürteln gehalten wird, ganz wie die Van Allen Gürtel der Erde.
Die Bewegung von Io im Magnetfeld erzeugt starke elektrische Ströme.
Diese geladenen Teilchen folgen den Magnetfeldlinien zu Jupiters Magnetpolen,
wo sie Auroraemission in der oberen Atmosphäre verursachen, wie
beim Nordlicht auf der Erde.
|
Dieses Bild im Ultraviolettlicht, aufgenommen vom Weltraumteleskop Hubble, zeigt Aurorae
in der Polarregion von Jupiter: Diese entstehen durch Elektronen, die vom Magnetfeld
zu den Polen geführt werden, weil geladene Teilchen sich nur entlang der Feldlinien
bewegen können. Am Pol treffen sie auf das dünne Gas der oberen Atmosphäre,
dessen Atome sie zur Emission anregen. Ausser dem Ring der ständigen Aurora gibt es noch
Emissionsflecken, die mit den Monden verbunden sind. Der stärkste Fleck stammt von Io,
deren Schwefelvulkane Gas ausspeien, das vom Sonnenlicht ionisiert eine Quelle von geladenen
Teilchen darstellt.
|
Aurorae sind auch von Radioemission begleitet:
Im Frühjahr 1955 empfingen B.Burke und K.Franklin auf 22 MHz sporadische radio signale von
Jupiter. Nach umfangreichen Beobachtungen wurde es klat, dass impulsförmige Emissionen dann
auftraten, wenn ein bestimmter Längengrad des Jupiter von der Erde aus sichtbar war. Dies
bedeutet, dass die Quellen dieser Rauschstüme mit Jupiters rotierenden Magnetfeld verbunden
sind. 1964 fand E.K.Bigg, dass die Position des Mondes Io ebenfalls einen Einfluss auf die
Empfangsmöglichkeit der Radiobursts hat. Der genaue Mechanismus zur Entstehung der Pulse
ist noch nicht völlig klar. Der Plot fasst die Statistik für das Auftreten von
Radiobursts zusammen:
|
Wahrscheinlichkeit von dekametrischen Radioemissionen von Jupiter
als Funktion des Längengrads des Zentralmeridians
(Central Meridian Longitude) und der Orbitalphase des Monds Io (C.Higgins, 1966).
Obwohl die Vorhersage für das Auftreten eines Rauschsturms unmöglich ist,
erlauben diese Daten vorherzusagen, wann ein solcher Sturm von der Erde aus
beobachtbar wäre.
|
Diese Radioausbrüche können mit relativ einfachen Mitteln beobachtet
werden: NASAs RadioJove Projekt
hat einen preiswerten Empfänger auf 20.1 MHz entwickelt, sowie Software
um die Beobachtbarkeit möglicher Radioemissionen vorherzusagen, Software
um die Signale aufzuzeichnen und darzustellen, und gibt alle Information und
Hilfe für erfolgreiche Beobachtungen.
Allerdings ist eine sehr wichtige Voraussetzung für den Empfang, dass man
an einem Ort ist mit niedrigem elektronischen Rauschen und Störungen:
In einer Stadt oder auf einem Universitätscampus ist dies sehr schwer,
aber Beobachtungen von Radioeruptionen der Sonne sind auch mit diesem Gerät
möglich. Mit einer
Station von DF3GJ in einem Computer-belasteten Gebiet konnte Jupiter nie
empfangen werden, jedoch gab es viele interessante Erfahrungen und Ergebnisse
und eine Menge Spass!
|
Weil geladene Teilchen sich nur entlang einer Magnetfeldlinie oder in einer
schraubenfömigen um sie herum bewegen können, geben sie wegen
der ständigen Beschleunigung Synchrotronstrahlung ab, in einem
breiten Spektrum von 100 MHz bis 10 GHz. Dieses Radiobild bei einer Wellenlänge
von 22 cm zeigt die Strahlungsgürtel in der Äquatorebene ...
|
|
... dagegen ist beim Bild bei der kürzeren Wellenlänge 13 cm (2.3 GHz)
schon ein Teil der thermischen Emission von Jupiter zu erkennen.
|
|
Das Spektrum oberhalb von etwa 10 GHz ist dominiert von der thermischen Emission
des Planeten und seiner Atmosphäre. Unterhalb dieser Frequenz ist die
nicht-thermische Komponente aus der Magnetosphäre zu finden. In diesen
Schichten hoch über dem Planeten werden vom starken Magnetfeld die
Elektronen und Protonen in Strahlungsgürteln zusammengehalten - wie
bei den Van Allen Gürteln um die Erde. Die Elektronen in ihren schraubenförmigen
Bahnen um die Magnetfeldlinien geben die nichtthermische Synchrotronstrahlung ab.
|
Unsere Beobachtungen
|
Die Registrierung vom 21.Januar zeigt, daß die Beobachtung wesentlich
schwieriger - aber mit Geduld auch möglich - ist: Das Signal ist nur
0.015 dB über dem Hintergrundsrauschen.
|
|
Mit FFT den langsamen Gang des Hintergrunds herausgefiltert ...
|
|
Die Schwierigkeit der Messungen, das Wetter und einige Probleme mit der
Empfangstechnik liessen leider nur wenige Beobachtungen zu. Die gemessenen
Flüsse sind anfangs erheblich stärker als die vorhergesagten, aber scheinen
sich auf die erwartete Stärke einzustellen. Leider konnten keine Flußkalibrationen
durchgeführt werden, aber da die Messungen der Venus im selben Zeitraum sehr
gut mit den Vorhersagen übereinstimmen und das 10 GHz System sich als sehr
stabil erwiesen hat, kann man davon ausgehen, daß die gemessenen Diskrepanzen
echter Natur sind. Obgleich nicht-thermische Emission auf 10 GHz nicht zu
erwarten ist, könnte es vielleicht doch sein, daß wir einen abklingenden
Radioausbruch beobachtet haben. Ob es sich dabei um ein seltenes Phänomen handelt
oder ob es doch öfter vorkommt, müssen erst weitere Beobachtungen zeigen.
|
|
Vorhergesagter 10 GHz Radiofluss für die nächsten Jahre: Da sich die Entfernung
nur zwischen 4.2 und 6.2 AU variiert, schwankt der geringe Fluß nur um einen
Faktor 2, verursacht durch die Erdbewegung.
|